Kranold-Markt-Platz
Fast vier Jahrzehnte Diskussion um den Kranoldplatz
Der Kranoldplatz, einst ein städtebauliches Juwel heute jedoch ein gänzlich unattraktiver Platz, liegt im Zentrum von Lichterfelde Ost. An nur zwei Vormittagen – samstags und dienstags – wandelt er sich zu einem lebendigen Marktplatz. An den anderen fünf Tagen in der Woche dient die graue Asphaltfläche ausschließlich als Parkplatz. Seit fast vier Jahrzehnten gibt es immer wieder Konflikte um die Nutzung und Gestaltung des Platzes. Die einen wollen ihn außerhalb der Marktzeiten unbedingt als Parkplatz erhalten, andere möchten ihn zu einem attraktiven Platz mit hoher Aufenthaltsqualität im Zentrum von Lichterfelde Ost entwickeln. Den dafür notwendigen Umbau des Platzes wiederum lehnen Teile der Markthändler:innen ab – sie sorgen sich um ihr Geschäft. Auf Grund der Mehrheitsverhältnisse in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) – die CDU hat die Politik in Steglitz-Zehlendorf über Jahrzehnte dominiert – wurden bis zur Wahl 2021 alle Wünsche der Bürgerschaft und des Einzelhandels sowie deren Vorschläge zur Veränderung des Platzes ignoriert.
Die Wahl 2021
Das änderte sich nach der Wahl 2021, als sich GRÜNE, SPD und FDP in Steglitz-Zehlendorf mit ihrer sogenannten Zählgemeinschaftsvereinbarung für die Aufwertung von Plätzen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität und zur Förderung des umliegenden Gewerbes bei gleichzeitigem Erhalt von Wochenmärkten aussprachen und dabei ausdrücklich den Kranoldplatz erwähnten. Am Horizont tauchte ein erster Hoffnungsschimmer auf: Mit Blick auf den Kranoldplatz würde sich das Blatt vielleicht in Richtung derjenigen wenden, die sich seit langem wünschten, dass der Platz und seine Umgebung im Rahmen einer klimafreundlichen, umwelt- und gesundheitsverträglichen sowie nachhaltigen Gesamtstrategie zu einem lebendigen und – auch wirtschaftlich – attraktiven Zentrum von Lichterfelde Ost entwickeln würde.
Erstmals bestand die Aussicht, dass der Kranoldplatz sein tristes Dasein als Parkplatz würde beenden und sein Potential für eine positive Entwicklung des Zentrums von Lichterfelde Ost würde entfalten können. Dass die Politik jetzt tatsächlich den Versuch unternehmen würde, für die Neugestaltung dieses Bereichs ein zeitgemäßes Konzept zu entwickeln und umzusetzen, erschien immerhin nicht mehr ausgeschlossen: Ein Konzept, das den durchaus unterschiedlichen Ansprüchen von Anwohner:innen, Geschäftsleuten, Markthändler:innen und Verkehrsteilnehmer:innen an die Nutzung des Platzes würde gerecht werden können.
Bürger:innenengagement bleibt zunächst folgenlos
Vor diesem Hintergrund gab es in den letzten drei Jahren zahlreiche Bemühungen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, der Politik deutlich zu machen, dass es im Zentrum von Lichterfelde Ost mit Blick auf die Aufenthalts- und Einkaufsqualität bzw. auf die Attraktivität des Standortes insgesamt nicht nur ein enormes Entwicklungspotential gibt, sondern auch – was die Nutzung und Gestaltung des Kranoldplatzes betrifft – erheblichen Handlungsbedarf.
Diese Bemühungen engagierter Bürger:innen – dazu gehörten u.a. eine groß angelegte Postkartenaktion sowie eine sehr gut besuchte Informationsveranstaltung auf dem Kranoldplatz – blieben jedoch folgenlos.
Zwei Einwohneranträge – beide werden in der BVV abgelehnt
Dies führte zur Gründung des Bündnisses für einen lebendigen Kranoldplatz und in der Folge im Oktober 2023 zu dessen Einwohnerantrag „Lebendiger Kranold-Markt-Platz“, mit dem das Bündnis sicherstellen wollte, dass seine Vorstellungen zur Umgestaltung des Platzes und seiner Umgebung in der BVV diskutiert werden müssen. Für den Antrag wurden knapp 2.000 Unterschriften gesammelt. Im Januar 2024 wurden sie dem Vorsteher der BVV in Steglitz-Zehlendorf übergeben. Im Februar 2024 wurde der Einwohnerantrag „Lebendiger Kranold-Markt-Platz“ in die BVV eingebracht und sodann in deren Ausschüsse überwiesen. Ein weiterer Einwohnerantrag „Kranoldmarkt erhalten“, hinter dem die CDU Lichterfelde Ost steckt, und mit dem für den Status quo am Kranoldplatz votiert wird, wurde im April in der BVV behandelt und ebenfalls in die Ausschüsse überwiesen.
Die BVV beschließt den sogenannten Kompromissantrag der Ampel
Im September 2024 wurden beide Einwohneranträge von der BVV abgelehnt. GRÜNE, SPD und FDP sahen nun sich jedoch insbesondere angesichts des Einwohnerantrages des Bündnisses für einen lebendigen Kranoldplatz gezwungen, einen eigenen, sogenannten Kompromissantrag zum Kranoldplatz in die BVV einzubringen. Der Antrag „Entwicklung des Kranoldplatzes hinsichtlich seiner Aufenthaltsqualität bei Berücksichtigung der besonderen Bedarfe des Wochenmarkts“ wurde im Dezember 2024 von der BVV beschlossen.
Eine vertane Chance für die Zukunft von Lichterfelde Ost
Aus der Sicht des Bündnisses für einen lebendigen Kranoldplatz ist der Antrag der Ampel nicht nur mit Blick auf den Klimawandel, auf die sich wandelnden Anforderungen an die Mobilität und auf die Notwendigkeit einer nachhaltigen Gestaltung städtischer Räume sondern auch mit Blick auf die Förderung der lokalen Wirtschaft und des sozialen Miteinanders im Kiez völlig unzureichend. Diese Einschätzung des Antrages der Ampel sowie Forderungen an die Ampel im Kontext des Antrages wurden im Einzelnen in einer Pressemitteilung des Bündnisses vom 25. Juni 2024 der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht. In seiner Einschätzung des Ampelantrages sieht sich das Bündnis für einen lebendigen Kranoldplatz im Übrigen auch durch zwei im September 2024 veröffentlichte Expertisen zum Kranoldplatz von Dr. Günter Schlusche (Stadtplaner und Architekt) und Thomas Waschke (Dipl. Ing.) im Wesentlichen bestätigt.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.